So wie jede Idee ihre Tradition hat, hat alles Heutige seinen Ursprung und sein Werden. Auch unser Schachspiel war nicht einfach da. Insbesondere hat ein fast 100-jähriger Schachklub seine Geschichte und Geschichten. Wenn dann noch jemand wie Heinz-Josef Ullrich, genannt Heijo, seit über 70 Jahren dort aktiv Mitglied war, ist das fast einmalig. Uns erreichte die traurige Nachricht von seinem Tod am 6. Dezember.
Meine Begegnung mit Heijo Ullrich war kurz und einprägsam. Wir warteten nach einem Godesberger Schnellturnier gemeinsam auf den Bus. Er war aus Portugal angereist und hatte seinem Verein den alljährlichen Besuch abgestattet.
Schnell wurden gemeinsame Bekannte identifiziert, die das Kennenlernen erleichterten. Sein Enthusiasmus für den Schachsport war spürbar. Er erzählte von seinem Engagement in und für den Godesberger Schachsport, seine vielen Einsätze für den Godesberger Schachklub, insbesondere in der Jugendabteilung, seine Tätigkeit als Schiedsrichter, seine Leidenschaft für das fotografische Festhalten des Geschehens in und um die 64 Felder, sein Ruhestand in Portugal. Geschichten und Erlebnisse im Schachverband Mittelrhein wurden ausgetauscht.
Sein Leben und Wirken wird von Andre Schulz in seinem Bericht für ChessBase ausführlich dargestellt: https://de.chessbase.com/post/heinz-josef-ullrich-1936-2021.
Mit zwölf Jahren trat er 1948 in den GSK ein, zusammen mit dem fünf Jahre älteren Freund Günter Poell. Sie wurden in der Godesberger Bergschule von Freimut Remus angeleitet. Ein Jahr später trat auch Horst Geuer in den Verein ein.
Heijo Ullrichs Aktivitäten im Jugendschach fanden in den sechziger Jahren auch im “Haus der Offenen Tür”, oberhalb von Bad Godesberg statt. Dieses wurde zum “Stützpunkt” ausgebaut. Die Arbeit brachte in den siebziger Jahren große Erfolge bei Deutschen Meisterschaften im Einzel- und Mannschaftsbereich. Beispielsweise wurden sie 1979 Dritter in Hamburg. Gerne nutzen die vielen Jugendlichen seine großartige Sammlung an aktuellen Schachmagazinen für die damals nur analoge Vorbereitung, wie Andre Schulz berichtet.
Dann war Heijo Ullrich Schiedsrichter in der Bundesliga, vor allem bei den Heimspielen der SG Porz. Auf Verbandsebene war sein gefürchteter Aufschlag mit 1. f4 Legende, wie Günter Poell berichtete. Nach dem beruflichen Abschied verbrachte er sein weiteres Leben zusammen mit seiner Frau Helena in Portugal, so wie er es ihr versprochen hatte.
Seinen Einsatz für den Godesberger Schachclub werden wir in dankbarer Erinnerung halten und nie vergessen.
Danke lieber Stephen für den sehr schönen und einfühlsam geschriebenen Beitrag.