Als ich vor 30 Jahren mit viel Kleinarbeit und nach langen Gesprächen mit älteren Mitgliedern den Versuch unternahm, anlässlich des 50. Gründungstages unseres GSK mit meinem Partner Friedrich von Wilpert zum ersten Mal ein wenig Vereinsgeschichte zu schreiben, blieb manches im Dunkel. Damals konnte ich noch nicht ahnen, dass sich uns einige Jahre später eine wahre »Fundgrube« erschließen würde. Rein zufällig entdeckte man auf dem Speicher des Hauses, in dem unser langjähriger, längst verstorbener Turnierleiter Rudolf Kirchbach wohnte, einen großen Karton mit Beschlussbüchern, Akten und Bildern. Ich habe die Unterlagen seinerzeit ausgewertet und bei der zweiten Fassung dieser Chronik im Jahre 1989 verwendet. Darauf stützte ich mich dann auch bei der dritten Ausgabe 1999 und fügte als Zusammenfassung des jährlich erscheinenden GSK-Archivs, einen Bericht über weiter 10 Jahre an. Dies will ich auch diesmal für das zu Ende gegangene nächste Jahrzehnt tun. Gleichzeitig wird der Gesamttext als nunmehr vierte Auflage noch einmal überarbeitet. Die Fülle des Archivmaterials aus nunmehr 80 Jahren hat dazu geführt, dass die GSK-Chronik nun aus zwei Teilen besteht.
Schon 1979 konnte ich berichten, dass es vor dem 1. Weltkrieg im damaligen Godesberg (der Zusatz Bad kam erst später) einen Schachklub gegeben hat. Aus dem Archiv des 1905 gegründeten Bonner Schachklubs ist uns ein Schreiben erhalten geblieben, mit dem der damalige 'Godesberger Schachklub' am 27. Mai 1908 die Bonner Kollegen um einen Wettkampf an 7 Brettern bat. Außerdem ist überliefert, dass ein Studienrat des Pädagogium, auch heute noch kurz 'Päda' genannt, interessierte Schüler in der Freizeit mit den Regeln des Schachspiels vertraut gemacht hat.
Der Ranneforth'sche Schachkalender aus dem Jahre 1912 registriert einen 'Godesberger Schachklub' und nennt als seinen Vorsitzenden Hans Classens. Gespielt wurde im heute noch existierenden Hotel Kaiserhof. Der legendäre Heinrich Kerzmann war schon damals Mitglied. Und auch Hans Classens findet man in der Mitgliederliste 1933 wieder. Leider verlieren sich dann aber die Spuren, so dass der GSK heute nur seinen 80. Gründungstag feiern kann und nicht schon auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickt.
Im Sommer 1929 trafen sich zwei Freunde: Josef Ließ und Gustav Peter. Sie sprachen unter anderem auch über ihr gemeinsames Hobby, oder wie man damals zu sagen pflegte, ihr 'Steckenpferd': Das Schachspiel. In dieser Stunde keimte der Gedanke, in Godesberg einen 'richtigen' Schachverein zu gründen. Natürlich gab es, was beide wussten, auch in der Badestadt eine Reihe von Anhängern des Königlichen Spiels. Sie spielten aber nicht in einem Klub, sondern nur im Familienkreis oder unter Freunden. Einige Unentwegte trafen sich aber schon damals mit einer gewissen Regelmäßigkeit im Hotel 'Zum Löwen'.
Josef Ließ
Josef Ließ und Gustav Peter hatten aber weitreichendere Pläne. Sie dachten an einen aktionsfähigen Schachverein mit Satzung und Vorstand. Vor allem mit einem geregelten Spielbetrieb. Klubturniere und Vergleichskämpfe schwebten ihnen vor. So sprachen sie mit Gleichgesinnten und gründeten bereits wenige Wochen später am 1. August 1929 den 'Arbeiter-Schachverein Godesberg'. Eine Woche später umrundete der Zeppelin die Erde.
An viele der damaligen Mitglieder erinnert man sich heute nicht mehr. Einige Namen seien jedoch, auch für die Nachwelt, festgehalten. Neben den beiden Gründern waren es Toni Eisenhardt, Heinrich Kerzmann und Willi Maubach. Aus dieser Zeit gibt es im GSK-Archiv noch das Mitgliedsbuch von Gustav Peter. Ihm ist zu entnehmen, dass der 'Arbeiter-Schachverein Godesberg' die 126. Ortsgruppe des damals rund 20.000 Mitglieder zählenden Deutschen Arbeiter-Schachbundes bildete. Die noch vorhandene Satzung, die Wettkampfordnung für Einzel- und Mannschaftskämpfe, die allgemeine Turnierordnung und die Spielregeln im Bund unterschieden sich nur wenig von den heute geltenden Bestimmungen.
Gespielt wurde zunächst im Heim der Arbeiter-Jugend, Auguste-Viktoria-Straße Nr. 1, heute Beethovenallee genannt. Das Gebäude wurde vor Jahren niedergelegt.
Die ‚Schachgenossen’, wie sie sich selbst nannten, fühlten sich hier wohl. Es entwickelte sich bereits ein reges Vereinsleben, Klubturniere wurden gespielt. Es gab sogar schon Mannschaftskämpfe mit anderen Arbeiter-Schach-Vereinen in Aachen, Bonn, Düren, Köln, und Trier.
Im Sommer 1931 schlossen sich auf Anregung des Amtmanns Hermann Ufer einige Schachfreunde in Godesberg zu einer zwanglosen Vereinigung zusammen, die zunächst abends im Kurhaus Rheinland, später dann im Hotel 'Zum Löwen', vorübergehend auch im Wartesaal des Bahnhofs und schließlich in den Nachmittagsstunden im Café Ponath das Schachspiel pflegte.
Hermann Ufer (1. Vorsitzender von 1933 bis 1937)
Nach anfänglicher reger Beteiligung, auch von Mitgliedern des Arbeiter-Schachvereins, die ihren Höhepunkt in einer ersten Stadtmeisterschaft von Godesberg hatte. ebbte der Eifer, wie dem ersten Beschlussbuch zu entnehmen ist, leider aber bald wieder ab. Das lag vor allem daran, dass sich die Mitglieder des Arbeiter-Schach-Vereins zurückhielten. Ein Chronist aus diesen Tagen bezeichnete diese Tatsache als bedauerlich, denn bei einem gemeinsamen Auftreten verfügten die Godesberger Schachspieler bereits über eine starke Mannschaft.
Dies zeigte sich bei einem Wettkampf mit dem Bonner SK, der am 6. März 1932 ausgetragen wurde. Für Godesberg siegten Dr. Heinekamp, Gustav Peter und Dr. Menck, remis spielten Stadler und Dr. Ackermann. Für Bonn waren Laute, Lieberz und Böhme erfolgreich, während Leibold und Dederich je ein Remis erkämpften. Endstand 4 : 4.
Am 2. April 1932 kam es dann im Café Ponath zum Rückspiel, und hier verzeichneten die Badestädter einen noch größeren Erfolg. Es siegten Dr. Heinekamp, Kerzmann, Mirbach, Saßnick, Schieffer, Dorten und Zimmermann. Von Oerthel steuerte ein Remis bei. Bonn konnte durch Seehaus, Ketzer und Brinkbäumer ganze Zähler verbuchen, während Bischke Unentschieden spielte. Dieser schöne Erfolg mit 6,5:3,5 an zehn Brettern war erstaunlich, weil der Bonner SK damals schon ein sehr bekannter starker Schachverein am Mittelrhein war.
So gab es etwa vier Jahre lang in der Kur- und Badestadt zwei Schachvereine. Man sagt zwar, dass Konkurrenz belebt, aber hier war sie sicherlich weniger förderlich. Nichts lag also näher als eine Fusion, aber sie war schwer zu bewirken, denn die Bindung des Arbeiter-Schachvereins an seine Dachorganisation war stark, und die 'Freie Vereinigung Godesberger Schachfreunde’ wollte ihre Identität auch wahren.
Die Entwicklung wurde von den politischen Ereignissen überrollt. Mit dem Ende der Weimarer Republik und der Machtergreifung durch die NSDAP war das Schicksal des 'Deutschen Arbeiter-Schach-Bundes’ besiegelt. Er wurde aufgelöst. Auswirkungen auf den Spielbetrieb hatte dies erfreulicherweise nicht, wohl organisatorische Änderungen.
Beide Gruppen zögerten nicht lange. Schon am 4. April 1933 schlossen sie sich unter dem neuen Namen 'Godesberger Schachverein' zusammen. Achtzehn Schachfreunde trafen sich in der Gaststätte 'Tonhalle' in der Burgstraße. Den Vorsitz übernahm Amtmann Hermann Ufer. Einstimmig beschloss die Versammlung die Gründung eines neuen Vereins. Alle Anwesenden erklärten ihren Beitritt. 1. Vorsitzender wurde Hermann Ufer, Schriftführer und stellvertretender Vorsitzender Dr. Ackermann, Rechnungsführer Josef Gierlich, Schachwart Josef Ließ und Spielleiter Dr. Herbert Heinekamp.
Heinrich Kerzmann, Hans Saßnick und Dr. Erich Ackermann
Ausführlich hat Hermann Ufer in einem handgeschriebenen Beschlussbuch, das noch vorliegt, diesen Tag festgehalten. So wurde ein Satzungsausschuss bestimmt, bestehend aus den Herren Heinrich Kerzmann, Gustav Peter, Hans Saßnick und Hermann Ufer. Als Spieltag setzte man den Dienstagabend, beginnend um 20.00 Uhr, und als Spielraum das Sonderzimmer der 'Tonhalle', in der auch die Gründungsversammlung stattfand, fest. Der Wirt überließ den Raum gegen eine Miete von 1 Mark je Abend ohne Trinkzwang für die Mitglieder. Das war ganz offensichtlich damals auch schon wichtig.
In einer weiteren Mitgliederversammlung am 25. April 1933 billigten 21 anwesende Mitglieder die von diesem Ausschuss vorgelegte Satzung und legten unter anderem auch fest, dass der Beitrag 0,25 Mark betragen solle, und dass ein Eintrittsgeld von 2 Mark, zahlbar in vier monatlichen Teilbeträgen zu entrichten sei. Der Vorstand wurde ermächtigt, auch Zahlungsausstand zu gewähren oder von der Zahlungspflicht zu befreien, vor allem bei Hilfsbedürftigkeit. Außerdem zahlten die Mitglieder des früheren Arbeiter-Schachvereins kein Eintrittsgeld, weil sie erheblich mehr Vermögen in Form von Spielmaterial in den neuen Verein einbrachten. Gleichzeitig wurde die Gaststätte 'Tonhalle' zum Vereinslokal bestimmt.
Das handgeschriebene Protokollbuch über die Vorstandssitzungen lässt erkennen, wie sich der Verein rasch entwickelte, und wie zielbewusst Hermann Ufer ihn führte. Schon Ende 1933 waren 36 Mitglieder zu verzeichnen. Spielmaterial musste gekauft werden. Der Vorsitzende beschaffte, wie es in einer Niederschrift vom 20. Juni 1933 heißt, gedruckte Blätter für die Aufzeichnung der Spiele bei besonderen Gelegenheiten. Der erste Wettkampf des neuen Vereins fand am 11. Juni 1933 statt. Gegner war der SV Hennef 1927, der auch als Sieger hervorging, obwohl man sich auf Godesberger Seite gut vorbereitet hatte und auch stark fühlte.
Am 12. September 1933 wurde Gustav Peter, manchen Mitgliedern des GSK noch bekannt, in den Vorstand berufen. Er übernahm das Amt des zurückgetretenen Rechnungsführers. Josef Ließ und er wurden beauftragt, Kontakte zum Kölner Schachverband herzustellen, vor allem mit dem Ziel der Teilnahme des Klubs an Mannschaftskämpfen. Der Vorstand bewilligte ein Reisegeld von je 3 Mark für die beiden Unterhändler. Zu einer Aufnahme des Godesberger SK in den Verband kam es jedoch noch nicht. So ging das erste Jahr nach dem Zusammenschluss zu Ende.
Von 1933 bis 1937 war Hermann Ufer 1. Vorsitzender. Als er am 23. März 1937 aus Rücksicht auf Alter und Gesundheit, wie das Protokoll vermerkt, den Vorsitz niederlegte, blickte er auf vier Jahre einer nicht immer leichten Aufbauarbeit zurück. Da waren die schwierigen Fragen der Finanzierung des Beitritts zum Kölner Schachverband zu lösen. Da galt es, das große Interesse, das eine Vereinsgründung immer findet, auch zu stabilisieren, da mussten Wettkämpfe organisiert und Turniere ausgerichtet werden, denn alles war ja noch ein wenig Neuland, und den heute üblichen Turnierbetrieb kannte man noch nicht.
Ein herausragendes Ereignis war offensichtlich eine Simultan-Veranstaltung. So liest man im Beschlussbuch: ….
…….Namentlich das Gastspiel des Schachgroßmeisters Bogoljubow am 10. November 1934 in Godesberg, an dem sich über den Kreis des Vereins hinaus viele hiesige Schachfreunde, darunter auch Damen, beteiligten. Es war dies für Godesberg ein Schachereignis, und 30 Spieler nahmen an dem Simultanspiel teil, welches mit 25 Siegen für den Großmeister endete.
Auch zeigte sich bei Wettkämpfen mit auswärtigen Vereinen noch eine 'gewisse Schwäche' in der Spielstärke der Mitglieder, und der Vorstand beschloss ein generelles Training der schwächeren Spieler durch die stärkeren und eine Einteilung des Klubturniers in mehrere Klassen. Klubmeister Dr. Heinekamp, zweifellos der stärkste Spieler in dieser Zeit, erteilte dann auch Schach-Unterricht an Vereinsmitglieder.
Dr. Heinekamp (GSK-Spitzenspieler der Gründerzeit ΐ 1938)
Ein ganz wichtiges Datum für den Godesberger SK war rückschauend betrachtet, der 3. Januar 1935. Hans Saßnick übernahm das wichtige Amt des Turnierleiters. Wie sich später in der Klubgeschichte noch zeigen wird, eine Sternstunde des GSK.
Am 20. August 1935 beschloss der Vorstand, die Anschaffung von Schachuhren ins Auge zu fassen. Zunächst sollte die finanzielle Durchführbarkeit geprüft werden. Der Erwerb wurde notwendig, da man sich jetzt an Meisterschaftsspielen des Kölner Schachverbandes beteiligte. Auch richtete man erstmals ein Turnier um die Rheinland-Meisterschaft aus. Mehrfach wurde über die Bestellung von Exemplaren der 'Deutschen Schachblätter' im Vorstand beraten. Und oft war auch die säumige Zahlungsweise der Mitglieder Gegenstand von Überlegungen, wie diesem ‚Missstand’ begegnet werden könne.
In Meisterschaftskämpfen schlug man jetzt eine gute Klinge. Kampfstark war die erste Mannschaft mit Dr. Herbert Heinekamp, Gustav Peter, Reinhard Baum, Hans Saßnick, Josef Ließ und Franz Schlömer. Ehrenvolle Berufungen in die Auswahlmannschaften des Schachbezirks Rhein/Sieg und des Kölner Schach-Verbandes erhielten mehrfach der leider allzu früh im Alter von 32 Jahren verstorbene Dr. Heinekamp und sein Nachfolger am Spitzenbrett des Godesberger Schachvereins Gustav Peter.
Hermann Ufer selbst schlug bei seinem Rücktritt am 23. März 1937 Hans Saßnick zum neuen Vorsitzenden vor, Einstimmig folgte die Versammlung dieser Empfehlung. Ein nahtloser Übergang war erreicht. Schriftführer und stellvertretender Vorsitzender blieb weiterhin Dr. Erich Ackermann. Die Position des Kassenwartes übernahm Heinrich Kerzmann, und neuer Spielleiter wurde Franz Schlömer. Ein Spielausschuss bestehend aus den Herren Gustav Peter und Willi Maubach assistierte ihm. Mit herzlichem Dank wurde Hermann Ufer verabschiedet und zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Der Kassenbericht, auch dies ist interessant, verzeichnete Einnahmen von 174,95 Mark und Ausgaben von 108,98 Mark sowie einen Bestand von 65,97 Mark.
Der neue Vorsitzende nahm das Steuer gleich fest in die Hand. Er war nicht nur ein guter Schachspieler, er vereinigte in sich auch alle jene Eigenschaften, die ein Vorsitzender haben muss, wenn er seinen Verein zum Erfolg führen will. Er war immer da, wo es galt, Schwierigkeiten zu meistern. Zuweilen wenn es die Lage erforderte, war er gleichzeitig Vorsitzender, Turnierleiter, Schriftführer und sogar Kassierer. Er hat mit seiner Dynamik das feste Fundament geschaffen, auf dem seine Nachfolger weiterbauen konnten. Dies schrieb 1979 Friedrich von Wilpert. Er hat wahrlich nicht übertrieben.
Bei seinem Amtsantritt hatte sich die Mitgliederzahl auf 35 eingependelt. Gleich in seinem ersten Jahr stieg sie dann auf 42, denn es gab trotz einiger Austritte 13 Zugänge. Aufgenommen wurde man damals erst nach sorgfältiger Prüfung und Anhören durch ein dreiköpfiges Gremium.
Auch verzeichnet das Beschlussbuch jetzt deutlich mehr Veranstaltungen. Es gab Wettkämpfe gegen den Bonner SK und gegen die Solinger SG. Vereinsmeister Dr. Heinekamp führte Demonstrationsabende in den Vororten Lannesdorf, Friesdorf, Rüngsdorf und Plittersdorf durch. Die schon immer beim GSK zu dieser Zeit beliebten Ausflugsfahrten fanden allseits Zuspruch. Auch liest man von Blitzturnieren. Meist siegte Franz Schlömer.
Der langjährige Spitzenspieler und Turnierleiter Dr. Heinekamp erlag 1938 einer tückischen Krankheit. Mehrere Mitglieder schieden wegen Wegzug oder Alter aus. Der Verein wechselte das Spiellokal, was sich nach den Ausführungen des Vorsitzenden als vorteilhaft erwies.
Wieder gab es einige Freundschaftskämpfe. Gegen Sinzig wurde der Hinkampf mit 7,5:0,5 und der Rückkampf mit 6:2 gewonnen. Dafür brachte das Spiel gegen Hennef, wie schon vor Jahren, eine herbe 1:7-Niederlage. Einen Kampf an 16 Brettern gegen den SV Königspringer Siegen gewann unser Klub mit 9:7, wobei vor allem die unteren Bretter überzeugten. Der Höhepunkt war ein Wettkampf gegen die Solinger SG, den vielfachen Bergischen Meister. Er ging knapp mit 9,5:11,5 verloren.
Die Geselligkeit wurde gepflegt, und zwar immer im Anschluss an die Freundschaftskämpfe und auch durch ‚schönen’ Ausflüge, wie im Berichtsbuch des Vorsitzenden nachzulesen ist.
Einem Fragment ist zu entnehmen, dass der Godesberger SK im Jahre 1939 die Meisterschaft in der höchsten Spielklasse errang. Beteiligt waren an diesem Erfolg die Spieler Kerzmann, Ließ, Maubach, Saßnick und Schieffer. Leider sind nicht alle Namen leserlich. Auch der Bericht des Vorsitzenden gibt keine restlose Auskunft. Den Titelgewinn hat er aber festgehalten und erwähnt, dass im Finale der Bonner SK mit 6:4, der SK Troisdorf mit 7:3 und SV Düren mit 8:2 geschlagen wurden. Außerdem gab es einen Freundschaftskampf gegen den SV Mülheim/Ruhr, den wir mit 10:3 gewannen. Sieger des Winter-Turniers wurde Franz Schlömer vor Gustav Peter, Josef Ließ und Hans Saßnick. Im Blitzturnier siegte Altmeister Heinrich Kerzmann. Auch ein Problem-Turnier wurde veranstaltet, was heute nur noch selten anzutreffen ist.
Der 2. Weltkrieg setzte allen turniersportlichen Aktivitäten Grenzen. Viele Spieler wurden zum Wehrdienst eingezogen, und mancher kehrte nicht zurück. Dennoch kam der Spielbetrieb nie ganz zum Erliegen. So fand ich einen Zeitungsausschnitt, der davon Kenntnis gab, dass der GSK mit seiner ersten Mannschaft den großen Lokalrivalen 'Verein Bonner Schachfreunde' (früher Bonner SK) sicher mit 5,5:2,5 bezwungen hatte. Damals spielten für uns die Schachfreunde Peter, Schlömer, Ließ, Winohr, Krönen-Neumann, Altmeister Kerzmann, Zauels und Köster.
Das erste Beschlussbuch des GSK macht aber deutlich, wie stark der Einschnitt war. Jahreshauptversammlungen fanden 1940, 1941 und 1942 überhaupt nicht statt. Hans Saßnick verfasste lediglich Berichte, die das Vereinsgeschehen festhalten. So lesen wir denn, dass der Ehrenvorsitzende Hermann Ufer am 20. Februar 1940 fern der Heimat verstorben ist, dass die Spielabende oft wegen mangelnder Beteiligung ausfielen, dass der Klub zunächst im 1. Stock und später im hinteren Gastzimmer des Restaurants 'Ratskeller' sein Spiellokal hatte, dass man sich gelegentlich samstags am Nachmittag im Restaurant 'Deutsches Haus' traf, und dass einige wenige versuchten, die Fahne des GSK hochzuhalten. Zu dieser Zeit betrug der Beitrag 10 Reichspfennig je Spielabend.
Am 2. Januar 1943 wurde erstmals wieder eine Versammlung abgehalten. 11 Mitglieder erschienen. Wiedergewählt wurden Hans Saßnick als Vorsitzender, Dr. Ackermann als Schriftwart, Heinrich Kerzmann als Kassenwart und Hans Küster als Schachwart.
Offensichtlich gab es zeitweise keinen eigenen Spielraum mehr, denn in der Niederschrift ist festgehalten, dass der anderweitig nicht mehr benutzte Saal gegen eine Miete von 3 Reichsmark je Abend wieder zur Verfügung gestellt wurde. Erstmals wird der Spielabend auf den Freitag gelegt. Der Beitrag beträgt jetzt monatlich 0,50 Reichsmark.
Der Klub führt auch eine Werbung in dreißig Betrieben durch und bietet über Plakate Lehrgänge für Anfänger an. Beide Maßnahmen erweisen sich leider als wirkungslos. Es gibt aber wieder ein Klubturnier, gewonnen in der A-Klasse von Franz Schlömer vor Josef Ließ und Hans Saßnick und in der B-Klasse von Josef Bungartz. Auch beteiligen sich noch 9 GSK-Spieler an einer Simultan-Veranstaltung in Bonn gegen Deutschland-Meister Paul Schmidt.
Am 26. September 1943 unterlag die erste Mannschaft des Godesberger SK mit 4,5:5,5 gegen die des Vereins Bonner Schachfreunde. Erstmals taucht hier als Sieger Adolf Bähne, ein späterer Vorsitzender unseres Klubs, auf. Die zweite Mannschaft spielte im übrigen 3:3.
Leider musste der GSK in diesem Jahre auch erfahren, wie schwierig es manchmal sein kann, wenn Schachklubs auf Wirte angewiesen sind. Hans Saßnick hält dazu selbst fest:…
'Das ungebührliche Verhalten unseres Vereinswirtes, der den von uns gemieteten Raum am 11. Januar 1943, einem Turnierabend, anderweitig für ein privates Zechgelage vergeben hatte und sich eine Kritik an dieser Maßnahme in der unhöflichsten Form verbat, zwang uns mitten im Jahre zu einem Lokalwechsel. Glücklicherweise fanden wir nach längerem Suchen eine geeignete Unterkunft im Frühstückszimmer des Hotels 'Kaiserhof. Leider konnten wir dort kein Schachgerät unterbringen. Es musste jeweils von seinem Aufbewahrungsort hei dem Mitglied Fräulein Hein abgeholt und wieder dorthin verbracht werden, wo auch der von dem Vorsitzenden gestiftete neue Rollschrank Aufstellung fand.
Recht ausführlich schildert Hans Saßnick dann rückblickend das 15. Stiftungsfest, das mit 60 Teilnehmern und Gästen ein großer Erfolg gewesen sein muss.
Bis zum Kriegsende gab es bei immer schwieriger werdender Situation nur noch einige Treffs im Hotel 'Kaiserhof'. Fortgesetzte Luftalarme, Verkehrsunterbrechungen, Stromsperren, Mangel an Heizmaterial und auch Hunger machten einen geregelten Spielbetrieb ebenso unmöglich wie die Tatsache, dass die meisten Mitglieder eingezogen oder gestorben waren. Dennoch hielt der GSK am 15. April 1944 eine Versammlung ab und am 18. Juni 1944 gab es noch einen Wettkampf, den der Verein Bonner SC für sich entschied.
Dem Bericht über die Hauptversammlung des letzten Kriegsjahres ist zu entnehmen, dass der Klub 40 Mitglieder hatte, davon waren 20 eingezogen. Der Kassenbestand betrug 264,20 Reichsmark, der Vorstand wurde bestätigt, und Hans Saßnick hält anschließend fest, dass die 'Fidelitas' besonders stimmungsvoll war, weil es Adolf Bähne gelang, einige Flaschen Wein zu 'organisieren', die er dann großzügig stiftete. So ging der Krieg zu Ende.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges normalisierte sich das Schachleben in Bad Godesberg überraschend schnell Bereits am 3. November 1945 trafen sich die Vorstandsmitglieder Saßnick, Kerzmann, Lindeck und Bungartz, um darüber zu beraten, wie die durch die Militärregierung genehmigte Wiederaufnahme des Spielbetriebes in die Praxis umgesetzt werden könne. Es wurde beschlossen, in Ladenlokalen Plakate auszuhängen und einen Monat Kino-Reklame zu mieten.
Die Schulverwaltung stellte als Spiellokal in der Burgschule, Hofeingang, einen Klassenraum zur Verfügung. Die Entschädigung für den Hausmeister betrug 3,- RM je Abend und eine monatliche Entschädigung von 5,- RM für Sonderleistungen.
Alle früheren und neu eintretenden Mitglieder mussten eine eidesstattliche Versicherung abgeben, die Auskunft über ihre politische Vergangenheit gab. Diese war der Militärregierung vorzulegen.
Nach dieser Vorbereitung fand am 7. November 1945 eine außerordentliche Mitgliederversammlung in der Burgschule statt. Es erschienen 35 Mitglieder und Gäste. Vorsitzender Hans Saßnick kann mitteilen, dass die Militärregierung am 26. Oktober 1945 den Spielbetrieb erlaubt hat. Besonders verdient gemacht haben sich nach seinen Ausführungen die Herren Josef Ließ und Karl Friesecke bei der Plakat-Verteilung, der Herrichtung des Versammlungsraumes und sonstiger Arbeiten.
Einstimmig beschließt die Versammlung die Änderung des Namens von 'Godesberger Schachverein' in 'Godesberger Schachklub'. Der Spielabend wird auf mittwochs gelegt. Fast das ganze Spielgerät ist durch Plünderung und Kriegsschäden verlorengegangen. Nur geringe Reste konnten geborgen werden. Die Mitglieder wurden gebeten eigene Bretter und Figuren mitzubringen.
Auch taucht die Idee auf, den Arbeiter-Schachverein wieder zu gründen. Dies bekämpft Hans Saßnick vehement, Josef Ließ, selbst früher engagiertes Mitglied in diesem Verein, fordert ebenfalls den weiteren treuen Zusammenhalt im Godesberger SK. Mitbegründer Gustav Peter hingegen nimmt eine eher abwartende Haltung ein.
Das Interesse am Schachspiel steigt rapide. Der Vorstand berät am 20. November 1945 über die Tatsache, dass der von der Schulverwaltung zur Verfügung gestellte Raum in der Burgschule bereits zu klein ist. Neue Gesichtspunkte und Möglichkeiten ergeben sich aber trotz Diskussion nicht.
Der Vorstand tagt nun fast permanent und immer in der Wohnung des Vorsitzenden Hans Saßnick. Es gelingt, Figurensätze zu erwerben und Bretter selbst herzustellen. Uhren und Notationsblätter sind Ende 1945 plötzlich wieder auf dem Markt. Am 23. November 1945 hält Hans Saßnick fest, dass die Mitgliederzahl bereits auf 59 angestiegen ist. Auch meldet sich eine Kölner Schachgemeinschaft und bittet um einen Vergleichskampf an 20 Brettern, davon möglichst 5 Jugendliche. Dieser Plan wird jedoch als verfrüht angesehen. Sogar ein Klubturnier wird in Aussicht gestellt.
Immer schwieriger wird die Raumfrage. Heinrich Kerzmann spricht mit Vertretern der Stadt und bringt mehrere Vorschläge ein. Dabei wird, aus heutiger Sicht interessant, noch ein deutlicher Vorbehalt sichtbar gegenüber Einrichtungen, die von Kirchen getragen werden. Zum Beispiel das Evangelische Gemeindehaus in der Kronprinzenallee.
Am 14. Dezember 1945 entwickelt der Vorstand unter Hans Saßnick ein regelrechtes Programm für das erste Nachkriegsjahr. Bereits am 9. Januar 1946 soll ein Anfänger-Lehrgang unter der Leitung von stud. jur. Manfred Schmiedel, unserem heutigen Ehrenmitglied, beginnen.
Manfred Schmiedel
Am 16. Januar 1946 ist der Start des Klubturniers vorgesehen, und eine Woche später plant man Vorträge für Fortgeschrittene. Dabei wird damit gerechnet, dass das Interesse groß ist, denn in Bonn hat es noch keine Wiedergründung eines Schachvereins gegeben.
Und der GSK schafft es, Die A-Klasse wird eingerichtet mit Adolf Bähne, Dr. F. Bordfeld, Josef Ließ, Hans Saßnick, Manfred Schmiedel, Heinrich Kerzmann, Gustav Peter, Franz Schlömer, um nur einige der manchen Mitgliedern heute noch bekannten Namen zu nennen. Für die Neuzugänge gibt es eine B- und eine C-Klasse.
Dr. Ferdinand Bordfeld
In einer unwahrscheinlich kurzen Zeit hat der dynamische Hans Saßnick den Godesberger SK 'wieder aus dem Boden gestampft’ wie es in einer späteren Dankrede heißt. Hier noch einmal aus seiner Feder eine Chronologie:
08.03.1945
Einmarsch der USA-Truppen in Bad Godesberg
07.08.1945
erstes Gesuch zur Genehmigung des Spielbetriebs bei der Militärregierung
20.09.1945
Zustimmung der Schulverwaltung zur Benutzung eines Raumes in der Burgschule
26.10.1945
Genehmigung der Militärregierung
07.11.1945
Außerordentliche Mitgliederversammlung mit Übertragung der Verantwortung auf H. Saßnick
09.01.1946
Offizielle Aufnahme des Turnierbetriebes
Die Mitgliederzahl steigt weiter und beträgt bald 62, wobei zusätzlich 13 Anmeldungen vorliegen, die von der Militärregierung noch geprüft werden müssen. Demgegenüber stehen lediglich 4 Abgänge.
Am 9. Januar 1946 wird die erste ordentliche Mitgliederversammlung des Godesberger SK nach dem 2. Weltkrieg abgehalten. 51 Mitglieder sind anwesend. Es werden die üblichen Standardpunkte der Tagesordnung abgewickelt, insbesondere eine vom Vorstand bereits ausgearbeitete Satzung beraten und mit einer kleinen Ergänzung auch angenommen.
Die erste Vorstandswahl bringt, wie erwartet, Hans Saßnick an die Spitze des Klubs. Schriftführer wird das langjährige Mitglied Bungartz, Rechnungsführer, wie schon früher, Heinrich Kerzmann. Karl Friesecke erhält den Posten des Gerätewartes, und Franz Schlömer übernimmt erneut die Funktion des Spielleiters. Ihm zur Seite stehen in einem Spielausschuss die Mitglieder Ließ und Borries.
Am 4. März 1946 tritt der Vorstand erneut zusammen. Mittlerweile ist der Mitgliederbestand auf 82 angestiegen. Außerdem liegen weitere 23 'Gesuche' vor. Zwischenzeitlich hat das Klubturnier begonnen und ist in drei Spielklassen hervorragend angenommen worden.
Einstimmig beschließt der Vorstand, nachdem Hans Saßnick Gespräche mit Vertretern des Kölner Schach-Verbandes geführt hat, den Beitritt des GSK. Sehr interessant fand ich den Hinweis, dass sich Gäste vernachlässigt fühlen, weil sich während der Partien niemand um sie kümmert und Vorstandsmitglieder auch nicht überall sein können. Wie wahr noch nach 60 Jahren.
Die Phase des Wiederaufbaus betrachte ich selbst, nachdem ich alle vorhandenen Aufzeichnungen gelesen habe, mit der außerordentliche Mitgliederversammlung am Samstag, dem 15. Juni 1946, in der Burgschule als abgeschlossen. Hans Saßnick berichtet, dass das erste Strohfeuer des Interesses, wie erwartet, nun erloschen sei und freut sich darüber, dass 66 zahlende Mitglieder als eine echte Grundlage des Vereins bei positiver Entwicklung angesehen werden können. Dr. Erich Ackermann wird in Würdigung seiner Persönlichkeit und der Verdienste um den Verein einstimmig zum Ehrenmitglied ernannt. Heinrich Kerzmann erhält einen farbigen Holzschnitt des Godesberger Künstlers Voorthuysen geschenkt, ebenso der Sieger des ersten Klubturniers Dr. Ferdinand Bordfeld. Die beiden B-Gruppen wurden von den Mitgliedern Wondraschek und Werner gewonnen, und die C-Klasse sah Hans Bauer als Sieger. Als Prämie erhielten sie ein Büchlein 'Schach ist schön'.
Alsdann entwickelte der Vorsitzende ein Sommerprogramm, das nach seinen eigenen Ausführungen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen sollte. Hin- und Rückspiele mit Vereinen in Bonn, Brühl, Köln und Siegburg waren ebenso geplant wie eine Simultan-Veranstaltung des Deutschland-Meisters Kieninger am 8. Juli 1946. Dazu sollte es ein Blitzturnier geben und die Verbandsmeisterschaft erstmals in Bad Godesberg vom 3. bis 11. August 1946 ausgetragen werden. Ein Lösungsturnier nahm sechs Abende in Anspruch, und für den Oktober war der Beginn des nächsten Klubturniers vorgesehen.
Man bedenke, das alles geschah in der Zeit des großen Mangels weit vor der Währungsreform. Aber damit nicht genug: Die Versammlung beschloss einen zweiten Spieltag am Samstag einzurichten, allerdings gegen einen zusätzlichen Kostenbeitrag je Teilnahme von 0,30 RM.
Dann bittet der Vorsitzende die Mitglieder, Schach-Notizen aus der Presse auszuschneiden und ihm zu überlassen sowie Fotos aus der Vergangenheit zu sammeln und einzureichen.
Einen großen Bericht über die schachsportlichen Ereignisse des Jahres 1946 konnte Hans Saßnick am 8. Januar 1947 den 40 Mitgliedern, die zur ordentlichen Mitgliederversammlung erschienen waren, erstatten. Im einzelnen führte er aus:
Am 8. Juli 1946 spielte der Deutschland-Meister Kieninger simultan im Rathaus-Saal der Stadt Bad Godesberg. Er verbuchte 31 Siege, 2 Unentschieden und 4 Niederlagen. Erfolgreich waren Dreesbach (Verein Bonner Schachfreunde), Althoff (Königswinter) sowie Reinhard Baum und Gustav Peter (Godesberger SK). Eutinger (Bonn) und Manfred Schmiedel (Godesberger SK) erkämpften ein Unentschieden.
Glanzpunkt des Jahres war das Meisterturnier des Kölner Schach-Verbandes. Es wurde vom 4. bis 11. August im Rathaus-Saal der Stadtverwaltung ausgetragen. Diese stellte 10 Ehrenpreise. Alle Teilnehmer waren Gäste in der Redoute aus Anlass einer musikalischen Feststunde und erhielten Freikarten für ein Lustspiel. Es siegte Georg Kieninger. Gustav Peter konnte sensationell gegen ihn gewinnen.